Rückblick digitales Frühjahrsseminar 2021 I Kommunale Sportentwicklung – Wo bleibt der Verein?

Freiburger Kreis 20.5.2021, digital

Kommunale Sportentwicklung – Wo bleibt der Verein?

Erstmalig fand das Hauptseminar im Frühjahr 2021 als Tagesveranstaltung komplett online statt, eine Reaktion auf die aktuelle Pandemiesituation.

In der Begrüßung durch Boris Schmidt, Vorstandsvorsitzender des Freiburger Kreises, betont er jedoch, dass weiterhin das Präsenzseminar das Ziel sei. Mit der heutigen Online-Veranstaltung „Kommunale Sportentwicklung – Wo bleibt der Verein?“ greift das Seminar ein stetig aktuelles Thema auf. „Frei angebotenen Sport kann man von zwei Seiten betrachten“, verdeutlicht Schmidt. Zum einen kann er den organisierten Sport unterstützen, jedoch auch durch freie Sportflächenangebote als Konkurrenz wahrgenommen werden. „Man muss die Zusammenarbeit mit der Kommune als Chance sehen“, appelliert er. In der darauffolgenden Begrüßung durch Joachim Hefele, Margit Baumgärtner und Christan Berkes vom TSV Mannheim von 1846 e.V., der eigentlich Gastgeberverein gewesen wäre, werden die Teilnehmenden mit in die 175-jährige Geschichte eines traditionellen Sportvereins genommen, der sich heutzutage insbesondere durch das neue Sportzentrum am Fernmeldeturm modern gestaltet. Ein digitaler Rundgang durch das Gebäude gibt Einblick in die vielfältigen Bereiche des neuen Herzstücks des TSV.

Nach der Vorstellung des TSV Mannheim folgt der Blick auf „Kommunale Sportentwicklungsplanung als Steuerungsinstrument für eine zukunftsorientierte Sport- und Vereinsentwicklung“ durch Prof. Dr. Michael Barsuhn von INSPO an der ESAB Fachhochschule für Sport und Management Potsdam. Erhebungsdaten für das Sport- und Bewegungsverhalten in Deutschland machen klar, dass eine Lücke besteht. Ziel ist es, die Menschen zu mehr Aktivität zu bewegen. „Sportvereine spielen hierbei eine zentrale Rolle“, so Barsuhn: „Diese Rolle und deren Wahrnehmung müssen Sportvereine bei den Kommunen einfordern!“. Um eine Perspektive für eine zukunftsorientierte Sportentwicklung im kommunalen Raum zu erstellen, bedarf es der Beantwortung der zentralen Frage des Bestands und des Bedarfs an Sportstätten und damit zusammenhängendem Sanierungsbedarf. Wie ein solcher Prozess erstellt wird, veranschaulicht er anhand diverser Beispiele. Es wird deutlich, dass ein solcher Prozess Zeit benötigt und hierbei vielfältige Interessensgruppen beteiligt werden müssen. Das INSPO bietet Unterstützung durch Planungs- und Beratungsangebote.

Andreas Kübler und Matthias Gumbrecht, vom Premium-Partner Kübler Sport, bietet eine Vorstellung des Sports von Morgen. In seiner Präsentation zeigt er Outdoorsportanlagen, die durch eine individuelle Planung den Vereinen passgenaue Outdoorparks bietet.

Im Anschluss stellt Tobias Ungerer die Möglichkeiten vor, über eine Xavin-Finanzierung große Infrastrukturprojekte schnell, flexibel und unabhängig von Banken zu finanzieren. Xavin übernimmt die Sammlung der Darlehensgeber. Ohne Absicherung des Darlehens ist dies insbesondere für Erbbaupachtnehmer interessant, für die Anleger aber auch riskanter, weshalb Xavin die Projekte intensiv prüft. Darüber hinaus kümmert sich Xavin aber auch um die Abfrage von Umwandlung der Zinsen in Spenden für die Darlehensgeber. Am Beispiel einer Tennistraglufthalle des SV DJK Taufkirchen oder der Sanierung von Sanitäranlagen und Umkleiden der TGS Walldorf zeigt sich die erfolgreiche Umsetzung aktueller Projekte bei FK-Vereinen.

Um mit den bekannten Ausstellern und auch den anderen Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen, wird die digitale Networking-Plattform wonder.me angeboten, die auch spontane Gespräche sowie fließende Übergänge zu unterschiedlichen Gesprächsteilnehmenden ermöglicht.

Danach werden Best Practice-Beispiele zwischen Kommune und Sportverein vorgestellt. Mario Bröder stellt die Abteilung Streetworkout Gießen des MTV 1846 Gießen vor. In Zusammenarbeit mit der Kommune entstand ein freier Outdoorparcour, den die 100 Mitglieder der Abteilung für ihr Angebot nutzt. Lars Steinigeweg vom TV Jahn-Rheine gibt einen Blick in die Schwimmbegleitung des Vereins zur Unterstützung der Lehrkräfte an allen Grundschulen in Rheine. Finanziert wird dieses Projekt durch kommunale Mittel. Steinigeweg erläutert dieses Engagement vom ersten Kontakt bis zum heutigen Ausmaß. Ein letztes Best Practice-Beispiel kommt von Thorsten Grießer vom Post SV Nürnberg. Dort wird ein per Online-Zugang zutrittsgesicherten Fitnessbereich geplant, der an den Verein angebunden ist. Hiermit möchte er eine Lücke schließen, die Vereins- und Kommunalinteressen gleichermaßen entgegenkommt.

Folgend meint Christoph Holstein, Staatsrat für Sport Hamburg: „Sport wird mittlerweile als gesellschaftlicher Faktor in Hamburg wahrgenommen.“ Mit dem Projekt „Active City Hamburg“ begegnet Hamburg dieser Wahrnehmung mit dem Ziel der Gewinnung neuer Mitglieder für Hamburgs Sportvereine. Dreigeteilt in Active City Day, Active City Summer und Active City Festival zeigt sich ein bunter Mix an Bewegungsangeboten im öffentlichen Raum. Mit dem Blick auf Active City Hamburg illustriert Holstein Planungen von Stadtteilen Hamburgs unter Einbezug von Bewegungs- und Sportangeboten. Dies ist mittlerweile fester Betrachtungsbestandteil für Infrastrukturgestaltung der Stadt. Der Sportverein ist seiner Meinung nach in diesem Zusammenhang unabdingbar einzubeziehen. „Dieses Selbstverständnis des Bewegungsexperten sollten die Sportvereine haben“, so Holstein. Er ruft die Sportvereine dazu auf, mit den Kommunen zusammen die Gestaltung der Region anzugehen.

Mit seinem Vortrag: „Gestalten oder gestaltet werden? Das Modell Sportverein vor alten und neuen Herausforderungen“ setzt Dr. Holger Krimmer vom Stifterverband ZiviZ den Fokus auf drei Dimensionen. Mit dem ersten Blick auf den Umweltwandel im gemeinnützigen Sektor stellt er fest, dass den Sportvereinen herausfordernde Zeiten bevorstehen, wie die sinkende Bereitschaft an ehrenamtlichem Engagement eindrucksvoll aufzeigt. Gewandelt hat sich ebenfalls, dass Organisationen zunehmend als Instrument betrachtet werden, die als Dienstleister fungieren. Zweitens hat die Coronakrise als Beschleuniger des Strukturwandels gewirkt. Hohe Hilfsbereitschaft, hohe Mehrausgaben, Lähmung des Vereinslebens, Einnahmeausfälle, Ad-hoc-Digitalisierung und die Abkehr von Mitgliedern und damit Engagement haben diese Zeit im Sportverein geprägt. Zum Dritten entwickelt sich eine neue Akteurskonstellation auf lokaler Ebene. Zunehmend entstehen Organisationen, die mehr als Sport anbieten. Es sind heute breit aufgestellte Organisationen gefragt, die dann auch als gesellschaftspolitische Akteure wahrgenommen werden, sich indes jedoch auch in einem neuen Konkurrenzfeld befinden. Boris Schmidt fügt hinzu, dass es genau die Freiburger Kreis-Vereine sind, die sich in den letzten Jahren breit aufgestellt haben. „In der Krise zeigen sich viele Standbeine als hilfreich und stabilisierend“, so Schmidt. Krimmer sieht den Verein als zentrale Organisationsform, die auch in Jahren noch Bestand haben wird.

In der folgenden Partnerpräsentation stellen Prof. Dr. Timo Wiewelhove und Benjamin Willems den neuen Studiengang des dualen Studiums zur Trainerausbildung – Master Trainingswissenschaften und Sporternährung vor, den die IST Hochschule ab sofort anbietet. Danach zeigt Premium-Partner playfit® während einer Liveschaltung zum Betriebssportverband Hamburg die unterschiedlichen Funktionen eines Outdoor-Fitnessparks.

Live erfolgt an dieser Stelle auch die Vergabe des ersten Innovationspreises des Freiburger Kreises. Aus 14 bundesweiten Bewerbern, die eine Vielzahl an Möglichkeiten aufgezeigt haben, Chancen aus der Krise zu kreieren, hat sich die Jury für den niedersächsischen Breitensportverein Eintracht Hildesheim von 1861 als Preisträger für den Innovationspreis 2021 entschieden. Neben dem Innovationspreis wurde eine Engagement-Beratung per Losverfahren an den SV Eidelstedt Hamburg vergeben.

Weiter führt die Projektvorstellung „Job Visiting“ im Freiburger Kreis zu etwas Neuem. Ein Austausch zwischen ehrenamt- und hauptamtlichen Vereinsfunktionären durch das Zusammenführen über Vereine hinweg soll zu Ideenaustausch und Inspiration führen. Ein nächster Schritt für den Austausch innerhalb des Netzwerks des Freiburger Kreises. Diese Möglichkeit wird in Kürze auf der Homepage des Freiburger Kreises zu finden sein.

Abschließend fokussiert Steuerberater Horst Lienig in seinem Vortrag „Vereinssportzentren – Gemeinnützigkeits- und umsatzsteuerrechtliche Beurteilung“ die Möglichkeiten der Finanzierung von Sportanlagen. Er stellt die verschiedenartigen steuerlichen Nutzungen solcher Einrichtungen dar, deren Einnahmen steuerfrei oder zu versteuern sind. An einem Beispiel macht er aber auch auf Finanzierungsfallen aufmerksam.

Boris Schmidt beendet das Online-Seminar, bedankt sich bei etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, und verweist auf das kommende Herbstseminar in Bad Homburg, das vom 7. – 9. Oktober 2021 zum Thema „Sport und Gesundheit“ stattfinden wird. Zu diesem Termin wird auch die Mitgliederversammlung stattfinden, bei der die beiden neuen ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder Birgit Faber (TSV Falkensee) und Michaela Schotte (TSV Neuried) gewählt werden sollen.